Mit Puder gegen das Scheinwerferlicht

           

Über die Herausforderungen bei Make up und Maske für Studioaufzeichnungen

Glänzende Stirn und Augenringe. Im gnadenlosen Licht der Studioscheinwerfer wird auch der kleinste Makel des Gesichtes sichtbar. Womöglich ein klitzekleiner Makel, den man aber nicht unbedingt ewig auf Film gebannt haben will. Gut also, dass es die Make up-Artists gibt.

 

Sandra Grabmann wurde schon für einige Jobs engagiert, bevor sie vor einem Monat eine Ausbildung zum Make up-Artist bei der Visagistenschule Pure Idea in München begann. Für die Sendeaufzeichnungen von afk tv hat sie bereits zweimal unsere Moderatoren abgepudert. Wobei es „abpudern“ nicht ganz trifft. Um auf ein übermüdetes Gesicht einen strahlenden Teint zu zaubern oder jede Unreinheit zu verbannen, braucht es Zeit. Erst nach einer circa 45-minütigen Behandlung in der Maske, „traut“ sich bei einer Studioaufzeichnung der Moderator vor die Kamera. Mit einem Make up, das im „real Life“ wohl doch eher als „too much“ durchgehen würde. „Speziell bei Shootings oder Studioaufzeichnungen sollte intensiver geschminkt werden. Da das viele Licht sehr viel Farbe des Make ups verschluckt“, erklärt Sandra. Dabei soll natürlich trotzdem immer fein und sorgfältig gearbeitet werden. Das Scheinwerferlicht ist auch oft daran schuld, dass die natürliche Hauttonfarbe verfälscht wird. Gegen ein Tomatengesicht oder Leichenblässe kann eine gute Make up-Foundation im richtigen Farbton helfen. Dabei darf dann aber auf keinem Fall Hals und Dekolleté vergessen werden.

Noch eine fürs Aussehen tödliche Eigenschaft des Scheinwerferlichtes ist die Wärme. Jeder, der schon einmal im prallem Rampenlicht stand, weiß wie schweißtreibend das sein kann. Vor allem, wenn man als Moderator vor der Kamera agieren muss und unter einem gewissen Druck steht. Um einer glänzenden Haut entgegenzuwirken muss vor und auch eventuell während der Aufzeichnung das Gesicht abgepudert werden – das gilt übrigens auch für die Männer.

Die Haare wäscht sich der/die Moderator/in möglichst am Tag der Aufnahme, denn sie wirken vor der Kamera leicht fettiger beziehungsweise glänzender als sie in Wirklichkeit sind. Ansonsten geht es bei den Haaren vor allem darum, dass sie während der Aufzeichnung da bleiben, wo sie sind. Fliegende oder abstehende Härchen sind dabei am besten mit Haarspray zu bändigen. Mit sehr viel Haarspray. Und mit noch mehr Haarspray bei Aufnahmen vor einem Green Screen. Der Techniker, der bei der Postproduktion den Moderator aus dem Bild „herausschneiden“ muss, wird es danken.

Die Anforderungen an die „Fernsehschminke“ wurden bei der Umstellung auf High Definition-Fernsehen vor einigen Jahren deutlich höher. Heutige Filmkameras haben eine viel höhere Auflösung, was bedeutet, dass Schwachstellen des Gesichtes, wie Pickel und Falten viel größer erscheinen. Die Kosmetikindustrie regierte darauf mit sogenanntem HD-Make up. „Die Basis ist Silikon – und daher ist das Produkt so fein, dass es die Kamera nicht mehr wahrnimmt. Dennoch hat es eine sehr hohe Deckkraft“, weiß Sandra Grabmann.

Die Arbeit als Make up-Artist stellt sie immer wieder aufs Neue vor Herausforderungen. „Meine bis dato schwierigste war, bei einem jungen Mann die dunklen Augenringe verschwinden zu lassen. Aber mit genügend Erfahrung hat jeder Artist dann so seine Tipps und Tricks, um das Beste und Schönste aus seinem Kunden heraus zu holen“.

 
Text: Elena Bengl